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Die Sehnsucht nach dem Unaufgeregten, nach dem Echten steigt.

Doch die guten alten Hoteltugenden sind selten geworden. Hier ein Thermenhotel, in dem wir sie noch fanden

geschrieben von RELAX Guide Herausgeber Christian Werner

Wir leben in seltsamen Zeiten. Das hat freilich auch sein Gutes. Immer mehr Bürgern fällt zum Beispiel auf, dass Politik und Massenmedien ständig versuchen, uns etwas anderes einzureden, als wir selbst beobachten, empfinden und denken. Dass vieles von dem, was da in unsere Wohnzimmer hereinflimmert, von der Aura des Unechten umgeben ist – um es einmal ganz vorsichtig und höflich auszudrücken. Das geschieht
praktisch auf allen Ebenen, geht von der Milch, die auch nach drei Wochen noch „länger frisch“ sein soll, bis hin zu einem jungen Exbundeskanzler, von dem man durchaus den Eindruck gewinnen konnte, es handle sich bei ihm mehr um eine reine Marketingerfindung als um ein Wesen aus Fleisch und Blut. Auch in der Wellnessbranche gibt es die Blender. Und Hotels, hinter deren schönen Fassaden gehaltlose Ödnis herrscht: sich auftürmende Buffets mit billiger Massenware etwa, oder industriell vorgefertigte Speisen auf den Tischen. Auch ungeschulte Mitarbeiter sind häufig – ein Klassiker der Barkeeper, der auf die Bestellung „Einen Metaxa, bitte“ ein Taxi ruft. Außerdem gibt es da noch jene Hotels, die den Gast zerstreuen und bespaßen, die bereits einen Saunagang als Show-Gaudi mit Tanz, Videoeffekten und Laserlicht inszenieren. All das mag und darf seine Anhängerschaft haben, kann aber naturgemäß nicht jedermann entzücken. Wer jedoch auf die Bedürfnisse von Körper und Geist achtet und deshalb nach Qualität – und ja, auch Ruhe und ein inspirierendes Ambiente gehören hier dazu – sucht, für den ist es wesentlich schwieriger als für jemanden, der unkritisch und selbstvergessen mit dem Mainstream geht. Denn Häuser, in denen gute alte Hoteltugenden noch hochgehalten werden, sind selten geworden. Vielleicht ist das ein bisschen so wie in der Politik: Hier repräsentative Nullen zu entdecken ist leicht, in Sachen lautere Talente und edle Persönlichkeiten wird es allerdings schwieriger. Ach, lassen wir doch die Politik, der Vergleich gelingt auch anders:
Alle Menschen besitzen eine Wirbelsäule, ein Rückgrat jedoch längst nicht immer. Zu der immer seltener werdenden Spezies zählen wir auch den mit vier Lilien ausgezeichneten Steirerhof im steirischen Bad Waltersdorf. Ein Fünfsternhaus, das gesteigertem Verlangen nach Chichi, Protz und Trendigkeit nicht entgegenkommt, Schnösel und klandestine Herrenfahrer also bestenfalls nur bedingt zufriedenstellen kann. Denn es ist ein Haus der leisen Töne. Beinahe schon ein Nischenprodukt.

Kein Chichi, dafür hohe Qualität

Mehr als zwei Jahrzehnte lang feilen die Gastgeber Gunda und Werner Unterweger nun bereits daran, das Thermenhotel mit seinen 150 Zimmern und seinen 200 Mitarbeitern stetig „reifer“ werden zu lassen. In dem Sinn, ein Refugium für Feingeister zu schaffen. Anderswo verbreitete Unsitten, etwa externe Gäste in Restaurant, Bar und Spa oder gar Reisegruppen, haben die Unterwegers schon vor langer Zeit zum Tabu erklärt.

Umgeben von lieblichen Obsthainen liegt das Hotel auf einer Anhöhe am Ortsrand, der Ausblick geht weit hinaus ins Hügelland – und jedes Zimmer hat Balkon oder Terrasse.

Zeitlose Klassik prägt das Ambiente

Möbelstücke von Thonet und Wittmann sowie Naturmaterialien wie Sölker Marmor, Messing und Kirschholz verströmen Dezenz und Behaglichkeit in herzerfrischenden Dimensionen.



Eine weitere Besonderheit

des Steirerhofs ist die hoteleigene Therme. Unter anderem erfreuen dort sieben Pools mit unterschiedlichen Temperaturen (20 bis 38 Grad) und verschiedenartiger Mineralisierung, einer auch mit pH-neutralem Perlwasser.

Weiters ein Ladys-Spa, 10 Saunen sowie eine weitläufige Außenanlage mit schönen Liegeterrassen in einem ebensolchen Naturgarten.

Zum Spa gehört aber auch ein medizinischer Bereich, nämlich ein anerkanntes Vorsorgeinstitut mit den Schwerpunkten Herz, Bewegungsapparat und Sportmedizin, das von einem Allgemeinmediziner, der auch Internist und Kardiologe ist, geleitet wird. Hinzu kommt eine ganze Schar von qualifizierten Therapeuten, die sich auf ganzheitliche Prävention, Regeneration und Rehabilitation verstehen.

Erwähnenswert die Küche

sie zählt zu den ersten hierzulande, die Zutaten aus einem hoteleigenen Kräutergarten verwenden. Das Credo des Küchenchefs: „Qualität und Frische, möglichst aus biologischem Anbau. Fleisch nur aus tiergerechter Haltung. Und echtes Handwerk.“

Ein bisschen fühlt man sich hier übrigens an Mercedes-Modelle der 1950er und 1960er Jahre erinnert: stilsicher, ohne modische Verrenkungen, unschlagbar verlässlich, mit übersichtlicher Funktionalität und der Anmutung eines Spitzenprodukts.

Freilich: Einen Dyson-Haarföhn, so wie er hier auf jedem Zimmer ist, hatten die Luxuslimousinen nicht eingebaut.

Lesen Sie hier die Bewertung 2022:

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